Organisationale Resilienz: Krisenstarke Unternehmen schaffen

Immer mehr Unternehmen stehen vor großen, oftmals sogar existentiellen Krisen. Spätestens jetzt gilt es, sich besser gegen zukünftige Herausforderungen zu wappnen – das eigene Unternehmen resilient zu machen. Das entscheidende Stichwort: Organisationale Resilienz. 

Der Begriff der organisationalen Resilienz umfasst dabei verschiedene Bestandteile und Dimensionen, die eine differenzierte Betrachtung der Thematik erlauben und notwendig sind, um die komplexen Zusammenhänge zu verstehen.

Inhalte im Überblick

Was ist organisationale Resilienz?

Ganz grundsätzlich ist Resilienz die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und gestärkt daraus hervorzugehen. Die Forschung dazu begann zunächst mit der Beobachtung, dass einige Menschen stärker aus erlebten Krisen herauskommen, andere hingegen nicht. 

Oft wird im gleichen Zug von den sogenannten Säulen der Resilienz gesprochen:

  • Optimismus
  • Akzeptanz
  • Lösungsorientierung
  • Opferrolle verlassen
  • Verantwortung übernehmen
  • Netzwerk-Orientierung
  • Zukunftsplanung

Wird Resilienz im Zusammenhang mit Unternehmen verwendet, spricht man von der organisationalen Resilienz. Das Konzept dahinter bleibt aber gleich: Unternehmen wollen lernen, ihren Umgang mit Krisen zu verbessern und gestärkt aus ihnen hervorzugehen. 

Die Definition von organisationaler Resilienz basiert auf Forschung und Praxis und wird durch eine spezifische Norm der Internationalen Organisation für Standardisierung (ISO) unterstützt, die konkrete Empfehlungen zur Förderung dieser Resilienz bietet.

 

Was ist eigentlich eine Krise?

Nicht jede Herausforderung aus dem Geschäftsalltag ist auch eine Krise. Das wichtigste Merkmal: Eine Krise tritt meist plötzlich und weitestgehend unvorhergesehen auf. Die Ursachen können in externen oder internen Faktoren liegen.

Externe Faktoren:

  • Wettbewerb
  • Konjunktur
  • Naturereignisse
  • Epidemien
  • Trends wie die Digitalisierung

Interne Faktoren:

  • Personalwechsel
  • Management-Entscheidungen
  • Untreue
  • Korruption
  • Unfälle
  • Innovationen

Das Institut der Wirtschaftsprüfer hat in seiner Richtlinie für die Erstellung von Sanierungsgutachten (IDW S6) fünf Krisenstadien beschrieben, die Unternehmen typischerweise durchlaufen.

  1. Stakeholderkrise
  2. Strategiekrise
  3. Produktkrise
  4. Erfolgskrise
  5. Liquiditätskrise

Während die ersten drei Phasen noch zur latenten Krise gehören, sind vor allem die letzten beiden Phasen Teil der akuten Krise und massiv existenzbedrohend. Wie schnell ein Unternehmen die Phasen durchläuft – und ob es überhaupt bis zu den letzten beiden Phasen gelangt – ist immer individuell. 

Wichtig ist aber: Eine Krise kann immer auch eine Chance darstellen. Nämlich dann, wenn die Organisation sich währenddessen gut verhält und mit neuen, zukunftstauglichen Strategien und Modellen aus ihr hervorgeht. Was es dafür aber braucht, ist organisationale Resilienz. 

 

Warum Unternehmen heute besonders resilient sein müssen

Mehr denn je ist es heutzutage wichtig, dass Unternehmen sich den Herausforderungen unserer Welt bewusst sind. Nur so können sie rechtzeitig auf Veränderungen reagieren. 

Schneller technologischer Wandel: Die digitale Transformation schreitet schnell voran. Resiliente Unternehmen können sich besser an neue Technologien und Geschäftsmodelle anpassen.

Globale Vernetzung: In einer vernetzten Weltwirtschaft können sich Krisen schnell ausbreiten. Resiliente Firmen sind besser gewappnet, um externe Schocks abzufedern.

Verschärfter Wettbewerb: Disruptive Innovationen können ganze Branchen umwälzen. Organisationale Resilienz hilft, flexibel auf neue Wettbewerber zu reagieren.

Volatilität der Märkte: Wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten nehmen zu. Resiliente Unternehmen können Marktturbulenzen besser überstehen.

Steigender Kostendruck: Effizienz allein reicht oft nicht mehr aus. Resilienz ermöglicht es, auch unter schwierigen Bedingungen handlungsfähig zu bleiben.

Komplexere Lieferketten: Globale Lieferketten sind anfällig für Störungen. Resiliente Organisationen können Versorgungsengpässe besser abfedern.

Höhere Kundenerwartungen: Kunden erwarten heute mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Angepasste Firmen können diese Erwartungen eher erfüllen.

Regulatorische Änderungen: Sich ändernde Gesetze und Vorschriften erfordern Anpassungsfähigkeit. Widerstandsfähige Unternehmen meistern solche Herausforderungen leichter.

Demografischer Wandel: Veränderungen in der Arbeitswelt erfordern neue Konzepte. Organisationale Resilienz hilft bei der Anpassung an neue Arbeitsformen.

Klimawandel und Nachhaltigkeit: Umweltrisiken nehmen zu. Resiliente Unternehmen sind besser darauf vorbereitet, mit diesen Herausforderungen umzugehen.

 

Wie zeigt sich organisationale Resilienz in einer Krise?

Das wohl wichtigste Kennzeichen organisationaler Resilienz: Unternehmen können schneller und besser mit auftretenden Krisen umgehen. 

Tritt eine Krise auf, wird sie im Unternehmen schneller erkannt und eingestanden. Anstatt in eine Schockstarre zu verfallen, schaltet die Firma jetzt schnell in den Krisenmodus um und beginnt mit dem Krisenmanagement. Es werden sofort Strategien zum nachhaltigen Umgang entwickelt.

Gleichzeitig wird aufeinander geachtet – gerade Führungskräfte nehmen Ängste ernst und wissen, damit umzugehen. Das hilft, die kollektive Handlungsfähigkeit aufrecht zu erhalten. Außerdem stellen die Verantwortlichen sicher, dass ein Klima herrscht, das Kreativität und Innovationen möglich macht.

Es werden Prozesse, Methoden und Kompetenzen angelegt, die ein effektives, effizientes und reibungsarmes Management der Krise ermöglichen. So können Chancen überhaupt erst erkannt und ergriffen werden.

Unternehmen pflegen resiliente Strukturen und einen gesunden Umgang mit Stress, um sowohl die Widerstandskraft der Organisation als auch das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu stärken.

 

Die verschiedenen Facetten organisationaler Resilienz

Resilienzfacetten sind die entscheidenden Faktoren, die Resilienz überhaupt erst ausmachen. Sie zeigen sich über verschiedenste Branchen, Unternehmen und Outcomes hinweg – und treten immer wiederholt auf. 

 

Anticipation

Noch vor dem Eintreten einer Krise zeigt sich die Antizipation. Anstatt auf Probleme zu „warten“, wird stattdessen aktiv versucht, mögliche Störungen vorherzusehen. So kann eine mögliche Krise durch frühzeitiges Eingreifen sogar verhindert werden. 

Beispiel: Ein Automobilhersteller analysiert Markttrends und erkennt frühzeitig die wachsende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen. Daraufhin investiert das Unternehmen proaktiv in Forschung und Entwicklung von Elektroantrieben und Batterietechnologien, noch bevor strenge Emissionsvorschriften in Kraft treten.

 

Buffering

Tritt trotzdem eine Störung auf, greift das Buffering – also das Abfedern von Störungswirkungen. Wenn Fehler nicht vermieden werden können, wird die Auswirkung auf den gesamten Prozess aber verhindert oder zumindest abgepuffert.

Beispiel: Ein Lebensmittelhersteller baut bewusst Überkapazitäten in seiner Produktion auf und lagert zusätzliche Rohstoffe ein. Diese Puffer ermöglichen es dem Unternehmen, kurzfristige Nachfragespitzen oder Lieferengpässe ohne Produktionsunterbrechungen zu bewältigen.

 

Coping & Adaption

Hat sich die Störungswirkung nun doch entfaltet, können Coping & Adaption bestenfalls dafür sorgen, dass die Funktionsfähigkeit der Organisation auch unter einer akuten Störungswirkung noch erhalten bleibt.

Beispiel: Ein Einzelhandelsunternehmen reagiert auf die COVID-19-Pandemie, indem es rasch seinen Geschäftsbetrieb umstellt. Es führt kontaktlose Lieferoptionen ein, verstärkt seinen Online-Shop und schult Mitarbeiter für neue digitale Verkaufsmethoden.

 

Recovery

Die Recovery meint alle Handlungen, die die Funktionalität einer Organisation nach der Beeinträchtigung wiederherstellen sollen. Ziel ist es, dass die Firma durch eine Normalisierung des Ressourcenstroms möglichst schnell wieder handlungsfähig wird. 

Beispiel: Nach einem schweren Cyberangriff, der die IT-Systeme lahmgelegt hat, aktiviert eine Bank ihren vorbereiteten Notfallplan. Sie stellt schnell die wichtigsten Dienste wieder her, kommuniziert transparent mit Kunden und Behörden und implementiert verbesserte Sicherheitsmaßnahmen, um zukünftige Angriffe zu verhindern.

 

Learn

Ist die Störungswirkung abgeklungen, wird die Organisation und ihre Prozesse angepasst. Es geht hier vor allem um das Erkennen und Eingreifen bei möglichen zukünftigen Störungen.

Beispiel: Ein Pharmaunternehmen führt nach jedem abgeschlossenen Forschungsprojekt – unabhängig vom Erfolg – systematische Nachbesprechungen durch. Es analysiert Erfolge und Misserfolge, dokumentiert Learnings und passt auf Basis dieser Erkenntnisse seine Forschungsprozesse und Risikobeurteilungen für zukünftige Projekte an.

 

Resilienzkonzepte im Überblick

Es gibt verschiedene Resilienzkonzepte für Unternehmen, die sich gegenseitig unterstützen oder sogar verstärken können. 

  • Agilität: Die Fähigkeit, schnell und friktionsarm auftretende Probleme zu bewältigen. 
  • Redundanz: Ersatzsysteme und Ressourcen werden vorgehalten, beispielsweise durch Dopplungen. 
  • Robustheit: Physische, konzeptuelle und systemische Unempfindlichkeit gegenüber Herausforderungen.
  • Vereinfachung: Vermeiden von zu komplexen Prozessen, Vereinfachung bestehender Prozesse. 
  • Regionalisierung: Regionale Partner werden gegenüber globalen Partnern bevorzugt. 
  • Kontinuität: Aufbau langfristig guter Beziehungen mit Partnern, Stakeholdern und Kunden. 
  • Diversifizierung: Risikozerstreuung der Geschäftsaktivitäten, Deversifizieren der Lösungsräume. 

 

Die 9 Schlüssel der organisationalen Resilienz

Der ISO-Standard „ISO 22317:2017 Sicherheit und Widerstandsfähigkeit – Prinzipien und Merkmale“ ist eine Leitlinie für Unternehmen, die sich resilienter aufstellen möchten. Er beschreibt 9 Faktoren, die die organisationale Resilienz fördern. 

 

1) Visionen und Ziele

Unternehmen müssen eine klare, langfristige Ausrichtung entwickeln. Eine starke Vision gibt Orientierung in Krisenzeiten und hilft, Prioritäten zu setzen. Ziele sollten SMART (Spezifisch, Messbar, Attraktiv, Realistisch, Terminiert) formuliert sein und regelmäßig überprüft werden.

 

2) Beziehungen stärken

Starke Beziehungen schaffen Vertrauen und Unterstützung, die in schwierigen Zeiten entscheidend sein können. Organisationen müssen deshalb über den Tellerrand hinausschauen – und aktiv mit Partnern zusammenarbeiten, die ihre Werte und Visionen teilen. Gleichzeitig pflegen sie Kundenbeziehungen, analysieren die Konkurrenz und erfassen Marktentwicklungen. 

 

3) Unterstützend führen

Führungskräfte müssen ermutigen, unterstützen und Fehler tolerieren. Ein resilienter Führungsstil beruht auf Vertrauen, Integrität und Effektivität. Nur so bleiben Führungskräfte auch in Krisenzeiten noch handlungsfähig und können Orientierung bieten, die Mitarbeiter befähigt, Verantwortung zu übernehmen und am Prozess teilzunehmen. 

 

4) Kultur fördern

Eine offene Fehlerkultur, das Engagement für gemeinsame Werte und eine positive Grundeinstellung sind der Grundstein für organisationale Resilienz. Nur so entsteht eine offene Kommunikation über Chancen, Gefahren, Kreativität und Innovation. 

 

5) Wissen teilen

In resilienten Unternehmen werden Wissen und Informationen effektiv und systematisch geteilt. So gehen Kenntnisse und Fähigkeiten nicht verloren oder bleiben auf eine Abteilung beschränkt. Stattdessen wird das Lernen voneinander und aus Erfahrungen und Fehlern gefördert.

 

6) Ressourcen bereitstellen

Regelmäßig sollten bestehende Ressourcen überprüft und ausgebaut werden. Mitarbeiter werden dort eingesetzt, wo sie am meisten gebraucht werden – und werden in ihrer Weiterentwicklung unterstützt. Arbeitsprozesse werden kontinuierlich verbessert und Schwachstellen behoben. 

 

7) Interdisziplinär zusammenarbeiten

Ein resilientes Unternehmen zeichnet sich auch dadurch aus, dass verschiedene Management-Disziplinien miteinander im Austausch stehen und kooperieren. So entsteht ein organisationsübergreifendes Netzwerk, das sich aus verschiedenen Perspektiven und Fähigkeiten bedienen kann. 

 

8) Stetige Weiterentwicklung

Wer die eigenen Ergebnisse und Maßnahmen stetig evaluiert und überprüft, entwickelt sich automatisch weiter. Transparentes Feedback gehört in resilienten Unternehmen zum Alltag dazu – die ständige Verbesserung wird auf allen Ebenen durchgesetzt. 

 

9) Proaktive Veränderungen

Widerstandsfähige Unternehmen sind nicht nur in der Lage, schnell und flexibel auf Veränderungen einzugehen – sie sehen diese Veränderungen sogar vorher. Ein ganz entscheidender Vorteil gegenüber nicht-resilienten Unternehmen. 

Resiliente Unternehmen aufbauen mit triangility

Organisationale Reseilienz ist kein Zustand, der irgendwann erreicht ist und dann nicht mehr bearbeitet werden muss. Stattdessen handelt es sich um einen fortlaufenden Prozess, der dauerhaft Aufmerksamkeit erfordert. 

Wir von triangility können Sie dabei begleiten. In unseren Workshops und Trainings für Führungskräfte lernen Sie alles, was Sie für die Resilienz Ihrer Organisation brauchen. Ganzheitlich und individuell. 

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