Wer sich mit Design Thinking beschäftigt, trifft schnell auch auf den Double Diamond. Das leistungsstarke Modell ist ein wesentlicher Bestandteil des kreativen Problemlösungsprozesses und hilft Führungskräften und ihren Teams dabei, innovative Lösungen für komplexe Herausforderungen zu entwickeln. Wir erklären Ihnen, wie der Double Diamond im Design Thinking funktioniert.
Was bedeutet der Double Diamond?
Der Double Diamond ist eng mit Design Thinking verknüpft und kann als visuelle Darstellung und Strukturierung des Design-Thinking-Prozesses verstanden werden.
Er wurde vom British Design Council entwickelt und stellt den Design-Thinking-Prozess als zwei aufeinanderfolgende Diamanten dar. Jeder Diamant repräsentiert eine Phase des Denkens und Handelns, die zwischen divergentem (breitem) und konvergentem (fokussiertem) Denken wechselt.
Die 4 Phasen des Double Diamond
Nicht nur der Design Thinking Prozess, auch der Double Diamond Prozess ist in mehrere Phasen unterteilt – vier an der Zahl.
Phase 1: Discover (Entdecken)
Ziel: In dieser ersten divergenten Phase geht es darum, ein tiefes Verständnis für das Problem und seinen Kontext zu entwickeln. Es ist wichtig, offen und neugierig an die Sache heranzugehen.
Aktivitäten und Methoden:
- Ethnografische Forschung: Beobachtung von Nutzern in ihrem natürlichen Umfeld
- Tiefeninterviews mit Stakeholdern, Nutzern und Experten
- Umfragen und Fragebögen für quantitative Daten
- Desk Research: Analyse von bestehenden Studien, Berichten und Daten
- Trend-Scouting: Identifikation relevanter Markt- und Technologietrends
- Customer Journey Mapping: Visualisierung der Nutzererfahrung
- Empathy Mapping: Einfühlen in die Perspektive der Zielgruppe
- Contextual Inquiry: Beobachtung und Befragung von Nutzern während der Produktnutzung
Herausforderungen:
- Vermeidung von vorgefassten Meinungen und Annahmen
- Umgang mit einer großen Menge an Informationen
- Sicherstellung einer diversen und repräsentativen Stichprobe
Ergebnis: Eine umfassende Sammlung von Erkenntnissen, Daten und Beobachtungen, die als Grundlage für die nächste Phase dienen.
Phase 2: Define (Definieren)
Ziel: In dieser konvergenten Phase werden die gesammelten Informationen analysiert und synthetisiert, um das Kernproblem zu identifizieren und klar zu formulieren.
Aktivitäten und Methoden:
- Affinity Diagramming: Clustering von Erkenntnissen zur Identifikation von Mustern
- Problem Framing: Formulierung des Problems als „Wie können wir…?“-Frage
- Persona-Entwicklung: Erstellung von fiktiven, aber repräsentativen Nutzer-Charakteren
- Point of View (POV) Statements: Formulierung von Nutzerbedürfnissen
- Ishikawa-Diagramm (Fishbone-Diagramm): Analyse von Ursache-Wirkungs-Beziehungen
- 5-Why-Methode: Tieferes Verständnis der Problemursachen durch wiederholtes Nachfragen
- Prioritization Matrix: Bewertung und Priorisierung von Problemen und Erkenntnissen
Herausforderungen:
- Reduzierung komplexer Informationen auf das Wesentliche
- Vermeidung voreiliger Lösungsansätze
- Sicherstellung, dass das definierte Problem tatsächlich das Kernproblem adressiert
Ergebnis: Eine klare, präzise Problemdefinition, die als Ausgangspunkt für die Lösungsentwicklung dient.
Phase 3: Develop (Entwickeln)
Ziel: Diese zweite divergente Phase konzentriert sich auf die Generierung einer Vielzahl von Lösungsideen für das definierte Problem.
Aktivitäten und Methoden:
- Brainstorming: Freie Ideengenerierung in Gruppen
- Brainwriting: Schriftliches Sammeln von Ideen
- SCAMPER-Methode: Systematische Ideengenerierung durch Modifikation bestehender Konzepte
- Analogiebildung: Übertragung von Lösungen aus anderen Bereichen
- Morphologische Analyse: Systematische Kombination von Lösungselementen
- Rapid Prototyping: Schnelle Erstellung einfacher Prototypen zur Visualisierung von Ideen
- Sketching: Visuelle Darstellung von Lösungsideen
- Mindmapping: Visuelle Strukturierung von Ideen und Konzepten
Herausforderungen:
- Überwindung von Denkblockaden und gewohnten Mustern
- Ermutigung zu wilden, unkonventionellen Ideen
- Balancierung zwischen Quantität und Qualität der Ideen
Ergebnis: Eine breite Palette von Lösungsansätzen und Konzepten, oft in Form von Skizzen, Prototypen oder detaillierten Beschreibungen.
Phase 4: Deliver (Umsetzen)
Ziel: In dieser abschließenden konvergenten Phase werden die vielversprechendsten Lösungen ausgewählt, verfeinert und die Implementierung vorbereitet.
Aktivitäten und Methoden:
- Konzepttests: Überprüfung der Lösungsideen mit potenziellen Nutzern
- Usability-Testing: Prüfung der Benutzerfreundlichkeit von Prototypen
- A/B-Testing: Vergleich verschiedener Lösungsvarianten
- Business Model Canvas: Entwicklung und Validierung von Geschäftsmodellen
- Implementierungsplanung: Erstellung von Roadmaps und Aktionsplänen
- Risikoanalyse: Identifikation und Bewertung potenzieller Risiken
- Stakeholder-Mapping: Analyse und Einbindung relevanter Interessengruppen
- Erstellung von Pitch-Präsentationen: Vorbereitung der Lösungspräsentation für Entscheidungsträger
Herausforderungen:
- Objektive Bewertung und Auswahl der besten Lösung(en)
- Umgang mit Feedback und Kritik
- Anpassung der Lösung an praktische Einschränkungen (Budget, Zeit, Ressourcen)
Ergebnis: Eine oder mehrere ausgereifte, getestete und zur Implementierung vorbereitete Lösungen, oft begleitet von einem detaillierten Umsetzungsplan.
Die vier Phasen optimal durchführen: Tipps
- Iteration: Obwohl der Prozess linear dargestellt wird, ist es oft notwendig, zwischen den Phasen hin und her zu springen oder Phasen zu wiederholen.
- Dokumentation: Gründliche Dokumentation in jeder Phase erleichtert die spätere Nachvollziehbarkeit und Kommunikation.
- Teamarbeit: Der Prozess profitiert von der Zusammenarbeit verschiedener Disziplinen und Perspektiven.
- Nutzerzentrierung: In allen Phasen sollten die Bedürfnisse und Erfahrungen der Endnutzer im Mittelpunkt stehen.
- Visualisierung: Der Einsatz visueller Methoden kann in allen Phasen helfen, Ideen zu kommunizieren und zu entwickeln.
Das Double Diamond Modell im Praxisbeispiel
Praxisbeispiel: Entwicklung eines innovativen Arbeitsplatzsystems
1. Discover (Entdecken):
In dieser Phase sammelt das Team umfangreiche Informationen über die aktuellen Arbeitsplatztrends und die Bedürfnisse der Nutzer.
Aktivitäten:
- Durchführung von 50 Tiefeninterviews mit Büroarbeitern verschiedener Branchen
- Beobachtung von Mitarbeitern in 10 verschiedenen Büroumgebungen über jeweils einen Arbeitstag
- Analyse von 5 aktuellen Studien zur Arbeitsplatzergonomie und Produktivität
- Durchführung einer Online-Umfrage mit 1000 Teilnehmern zu Arbeitsplatzpräferenzen
- Besuch von 3 Büromöbelmessen zur Analyse von Markttrends
Erkenntnisse:
- 70% der Befragten wünschen sich mehr Flexibilität am Arbeitsplatz
- 65% klagen über Rückenschmerzen aufgrund langer Sitzzeiten
- 80% schätzen die Möglichkeit, zwischen Sitzen und Stehen zu wechseln
- 55% wünschen sich bessere Möglichkeiten zur Konzentration in offenen Bürolandschaften
- 60% bemängeln fehlende Privatsphäre am Arbeitsplatz
2. Define (Definieren):
Das Team analysiert die gesammelten Daten und definiert das Kernproblem.
Aktivitäten:
- Durchführung eines Affinity Diagramming Workshops zur Clusterung der Erkenntnisse
- Erstellung von drei Personas: „Anna, die fokussierte Projektmanagerin“, „Tom, der kollaborative Designer“ und „Sarah, die flexible Teilzeitkraft“
- Formulierung des Point of View (POV) Statement: „Büroarbeiter benötigen einen flexiblen, ergonomischen Arbeitsplatz, der sowohl konzentriertes Arbeiten als auch Kollaboration ermöglicht und dabei ihre körperliche Gesundheit fördert.“
- Entwicklung der „Wie können wir…?“-Frage: „Wie können wir ein Arbeitsplatzsystem entwickeln, das Flexibilität, Ergonomie, Konzentration und Zusammenarbeit in einem ausgewogenen Verhältnis ermöglicht?“
3. Develop (Entwickeln):
In dieser Phase generiert das Team eine Vielzahl von Lösungsideen für das definierte Problem.
Aktivitäten:
- Durchführung eines Brainstorming-Workshops mit 15 Teilnehmern aus verschiedenen Abteilungen
- Skizzieren von 50 verschiedenen Konzepten für flexible Arbeitsplätze
- Entwicklung von 10 Low-Fidelity-Prototypen aus Pappe und einfachen Materialien
- Anwendung der SCAMPER-Methode zur Weiterentwicklung bestehender Möbelkonzepte
- Erstellung eines Morphologischen Kastens zur systematischen Kombination verschiedener Lösungselemente
Ergebnisse:
- Konzept eines modularen Schreibtischsystems mit integrierten Akustik-Elementen
- Idee für einen „Fokus-Pod“ mit eingebauter Noise-Cancelling-Technologie
- Entwurf eines höhenverstellbaren Schreibtischs mit integriertem Bewegungssensor
- Konzept für ein kollaboratives Möbelsystem, das sich leicht von Einzel- zu Gruppenarbeitsplätzen umbauen lässt
4. Deliver (Umsetzen):
In der letzten Phase werden die vielversprechendsten Ideen ausgewählt, getestet und zur Umsetzung vorbereitet.
Aktivitäten:
- Durchführung einer Bewertungsmatrix zur Auswahl der drei vielversprechendsten Konzepte
- Erstellung von funktionsfähigen Prototypen für die ausgewählten Konzepte
- Durchführung von Usability-Tests mit 30 Probanden in einer simulierten Büroumgebung
- A/B-Testing verschiedener Varianten des modularen Schreibtischsystems
- Erstellung eines Business Model Canvas für das neue Produktportfolio
- Entwicklung eines detaillierten Implementierungsplans inklusive Produktions- und Marketingstrategie
Ergebnis: Das Team entscheidet sich für die Entwicklung eines „Smart Flex Desk Systems“ mit folgenden Hauptmerkmalen:
- Modulares Design für einfache Anpassung an verschiedene Arbeitsszenarien
- Integrierte Akustik-Elemente für bessere Konzentration
- Höhenverstellbarkeit mit automatischer Anpassung basierend auf Nutzungsmustern
- Integrierte Sensoren zur Messung von Ergonomie und Nutzungsverhalten
- App-Anbindung für personalisierte Ergonomie-Tipps und Teamkoordination
Implementierung:
- Erstellung eines Produktionsplans mit Zeitlinie und Budgetierung
- Entwicklung einer Marketing- und Vertriebsstrategie für das neue Produkt
- Schulung des Vertriebsteams und der Kundenberater
- Planung einer Pilotphase mit ausgewählten Bestandskunden
Festlegung von KPIs zur Messung des Produkterfolgs
triangility: Design Thinking und Double Diamond
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