Im April 2020 starb Tony Allen. Er wurde 79 Jahre alt.
Wahrscheinlich kennen Sie Tony Allen nicht. Als er starb, war er einer der besten und außergewöhnlichsten Schlagzeuger der Welt und der Mit-Erfinder des Afrobeat. Und gibt es ein paar Dinge, die sogar Führungskräfte von ihm lernen können. Lassen Sie mich erzählen.
Tony Allen startete seine Karriere mit 18 Jahren in Lagos (Nigeria), wo er als Techniker bei einem Radiosender arbeitete. Er brachte sich selbst das Schlagzeug spielen bei und nützte dafür lediglich Plattenaufnahmen und Zeitungsartikel. Er lernte von den Meistern des Jazz wie Max Roach, Dizzy Gillespie, Thelonious Monk oder Art Blakey und kombinierte deren Sound mit Highlife und traditionellen nigerianischer Musik. Er besuchte nie eine Hochschule.
Allen spielte mit diversen Bands, bis Fela Ransom Kuti 1964 auf ihn aufmerksam wurde. „Wie kann es sein, dass du der einzige Kerl in Nigeria bist, der so spielen kann – Jazz und Highlife in einem?“ Allen begann, mit Kuti zu spielen und den Sound zu entwickeln, der als Afrobeat später berühmt werden sollte.
In dieser Zusammenarbeit entstanden über 30 Alben, doch 1979 verließ Tony Allen Fela Kuti und schlug einen neuen Weg ein, indem er weitere Einflüsse aus Hip-Hop, Electronica und Dub integrierte. Es folgten Projekte mit seiner neuen Band sowie mit anderen Musikern wie Damon Albarn, oder Michael Balzary – dem Bassisten der Red-Hot-Chili Peppers, aber auch Umzüge zunächst nach London, später nach Paris.
Zuletzt veröffentlichte er Alben mit mit Jeff Mills, einem Techno-DJ aus Detroit (Tomorrow comes the Harvest, 2018) und Hugh Masekela (Rejoice, 2020), einer anderen Legende des Jazz und Afrobeat. Kurz nach der Veröffentlichung starb Tony Allen in Paris.
Allen war mehr als ein genialer Musiker; er war mit seiner Persönlichkeit ein Vorbild:
– Allen hat sich nie auf einen einmal erfolgreichen Stil festgelegt, sondern hat immer wieder Herausforderungen gesucht, neue Stile integriert und Projekte mit anderen Musikern gestartet
– Er drängte sich nie in den Vordergrund, sondern ließ andere (jüngere) Musiker strahlen; sein Genie ist nur bei genauem Hinhören wahrnehmbar
– Er hörte nie auf, sich zu entwickeln, sondern lernte und experimentierte einfach weiter bis ins Alter
– Er würdigte die Pioniere, die ihm vorangegangen waren und auf deren Arbeit er aufbaute (z.B. mit seinem Art Blakey Tribute Album)
Und was können wir von ihm lernen?
– Sorge dafür, dass dein Team strahlt (nicht du selbst)
– Bleibe nie stehen, sondern lerne und entwickle dich
– Nimm Herausforderungen an – was gestern war, ist vorbei
– Gute Führung setzt keinen Masterabschluss an einer Elite-Universität voraus
– Bleib entspannt, kreativ und neugierig
Obwohl Tony Allen ’nur‘ ein Musiker war, so kann er eine prägende Gestalt auch für viele anderen Disziplinen sein: Kreativität, Neugier, Experimentieren, Lernen und nicht zuletzt Demut – das sind Eigenschaften, die ich mir von Führungskräften heute genauso wünsche.
Sie sind neugierig geworden und wollen Tony Allen kennenlernen? Dann hören Sie „Welcome to the harvest“ mit Jeff Mills oder „We’ve landed“ mit Hugh Masekela.